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Knigge im Gespräch - Geheimnisse der Erdengötter
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Knigge im Gespräch - Geheimnisse der Erdengötter |
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„Über den Umgang mit Menschen“ von 1788 ist Adolph Freiherr Knigges bekanntestes Werk. Darin hat er wenig über den Umgang mit Messer und Gabel und über Kleiderordnung geschrieben. Sein Augenmerk lag in dem achtsamen Umgang miteinander und mit sich selbst.
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| | Sind Manieren oberflächliche Formsache oder steckt mehr dahinter?
knigge.de: Lieber Baron, im Umgang mit den Erdengöttern – wie Sie sie nennen – ist es sicherlich wichtig, Geheimnisse wahren zu können. Darin haben Sie im Laufe der Jahre Erfahrungen gemacht, die Sie uns mitteilen können.
Baron Knigge: Am besten ist es, man lässt sich die Geheimnisse dieser Erdengötter nicht mitteilen.
kd: Nach dem Motto: „Wenn Du möchtest, dass etwas geheim bleibt, erzähle es nicht?“
| Donnerstags ist knigge.de-Tag | |
| | BK: Abgesehen davon ist es unbequem für denjenigen, der das Geheimnis wahren muss. Diese Erdengötter schonen den Mann, der ihre Heimlichkeiten kennt nur so lange, wie sie ihn brauchen. Aber sie fürchten ihn und versuchen, ihn loszuwerden, sobald sie können.
kd: Eine undankbare Rolle...
BK: Man darf auf die Dankbarkeit der meisten Vornehmen und Reichen sowie auf ihre Versprechungen ohnehin nicht bauen.
kd: Es hat also wenig Sinn, sich für sie zu opfern?
BK: Nein. Sie fühlen den Wert davon nicht, glauben, alle Menschen seien ihnen einen solchen Tribut schuldig: Für den Schutz, für den gnädigen Blick, ja für eine ungestörte Existenz.
kd: Und wie ist es mit Geschenken?
BK: Schenke ihnen nichts. Das heißt einen Tropfen köstlichen Balsams in einen Eimer trüben Wassers fallen lassen.
kd: Haben Sie dazu etwas zu erzählen?
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| | BK: Ich besaß ein altes kostbares Gemälde; ein geschickter Maler schätzte den Wert desselben auf hundert Pistolen. Die Hälfte dieser Summe – die ich leicht dafür bekommen haben würde – wäre mir bei meinen damaligen häuslichen Umständen äußerst nützlich gewesen. Mein Gutmütiges Temperament aber – oder vielmehr meine Torheit – verleitete mich, das Gemälde dem Durchlauchtigsten *** von *** zu schenken, welcher es auch annahm.
kd: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, dem Durchlauchtigsten Ihr kostbares Gemälde zu schenken?
BK: Ich dachte dadurch nichts zu erschleichen.
kd: Aber Sie hatten doch sicherlich einen Grund, es zu tun?
BK: Teils wollte ich diesem Fürsten mit dem Gemälde meine Zuneigung bezeugen, teils hoffte ich – da ich im Begriff war, ihn um etwas zu bitten, was er mir längst schuldig war – er werde sich nun endlich seines Wortes erinnern, sooft er das Gemälde erblickte.
kd: Erinnerte er sich?
BK: Ich betrog mich. Er umarmte mich, als ich zu ihm kam, und zeigte mir den Ehrenplatz, welchen er meinem Geschenk angewiesen, doch sein Versprechen erfüllte er nicht.
kd: Und Sie waren um ein kostbares Gemälde ärmer. Wie geht die Geschichte aus?
BK: Eines Abends befand ich mich in seinem Kabinett zusammen mit einem Gesandten. Er zeigte ihm seine Schätze der Kunst und sagte diesem Fremden in meiner Gegenwart, indem er von meinem teuren Gemälde redete: „Es ist wahrlich ein schönes Stück, und ich bin ziemlich wohlfeil daran gekommen“.
kd: Er hat also vergessen, dass Sie es waren, der ihm diesen sehr wohlfeilen Preis gemacht hatte?
BK: Ja. Ich beseufzte die verschwundene Hoffnung und die verlorene Summe, von welcher ich mit den Meinigen eine Zeitlang hätte leben können.
kd: Da war der Tropfen Balsam ja wirklich im Eimer. Ist es sinnvoll, den Erdengöttern Geld zu verleihen?
BK: Dazu rate ich auch nicht. Wir können gerne nächste Woche darüber sprechen.
kd: Wir freuen uns auf das Gespräch.
Illustration Christina Pfeiffer
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